Wieder wunderschön......und ich finde es klasse, wie Du die Gegend aus dem Spiel in Deinen Briefen zum Leben erweckst......
Briefe von Nahrle - Fortsetzungsgeschichte
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Lieber Unbekannter,
Wie gerädert wachte ich am nächsten Morgen auf. Einem auf dem Rücken liegenden Käfer gleich, rollte ich mich von meinem Rucksack, den ich nach dem Öffnen der Schatztruhe nicht mehr abgesetzt hatte. Nun auf dem Bauch liegend, mit dem Gesicht im Gras, seufzte ich schwer. Was für ein Tag. Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr. Es war der Krebs, den ich gestern gefangen hatte. "Und du hast nichts, aber auch gar nichts dazu beigetragen, was mir auch nur im Entferntesten hätte helfen können. Aber na warte, dafür geht es dir heute an den Kragen."
Ein paar Minuten blieb ich noch liegen, den Blick auf Fridolin geheftet, der genüsslich einen Grashalm zwischen seine Kauwerkzeuge schob. Irgendwie hatte es etwas Beruhigendes, ihm zuzusehen. Mit einem Ruck und viel Überwindung stand ich auf, streckte mich und strich dann mein Kleid etwas glatt. Einen tiefen Atemzug nehmend, schaute ich mich auf meiner Lichtung um. Überall lagen die Dinge, die ich bei meinen Streifzügen durch Kilima und nun auch Bahari zusammengetragen hatte. Neben dem Zelt stapelten sich einige Bretter. An der Werkbank, die ich am zweiten Tag von Ashura bekommen hatte, lagen noch einige Steine und die Reste zahlreicher Versuche, ein Bett zu bauen.
Die Stoffbahnen, aus denen ich mir ein Zelt gebaut hatte, waren ausgeblichen. An vielen Stellen prangten große Flicken, die ich aus Stoffresten geschnitten hatte. Auf dem grauen Stoff wirkten die Farben der Flicken grell leuchtend. Die Kiste, die ich vor einigen Tagen für wertvolle Gegenstände gezimmert hatte, quoll über vor unnützem Zeug, das ich achtlos hineingestopft hatte. Meine Angel lag neben dem Gemüsegarten, genau dort, wo ich sie nach dem letzten Fischzug liegen gelassen hatte. Ein vertrockneter Wurm hing noch am Haken. Auch das Gemüsebeet selbst musste wieder einmal vom Unkraut befreit werden.
Auf der großen Wiese vor dem Zelt lagen meine ganzen Kleider zum Trocknen ausgebreitet. Meine ganzen Kleider? Naja, ich hatte halt nur zwei plus das, was ich gerade anhatte. Das war meine ganze modische Grundausstattung und ehrlich gesagt, war auch diese nicht mehr im besten Zustand. Ich sollte mir mal von Jel, dem Schneider des Ortes, ein Arbeitsoutfit schneidern lassen. Vorher aber muss ich noch einige wertvolle Dinge heraussuchen, die ich bei Zeki in seinem Gemischtwarenladen verkaufen könnte, um an etwas Gold zu kommen. Zeki kaufte ja fast alles mehr oder weniger gerne an, nur bei dem Preis war er ein harter Verhandlungsgegner.
"Puh, so viel zu tun," sagte ich an Fridolin gewandt. "Damit hast du nochmal eine Gnadenfrist bekommen. Ich habe einfach keine Zeit, dir den Garaus zu machen." Er starrte mich regungslos an, nur seine Kauwerkzeuge hielten kurz inne, um gleich darauf wieder in ihre gewohnte rhythmische Bewegung zu verfallen. Hatte er verstanden, was ich sagte, oder war es nur eine Reaktion auf meine Stimme? Egal. Ich krempelte meine Ärmel hoch, zog meine Schuhe aus und strich mir die Haare hinter die Ohren. Das vom Tau feuchte Gras fühlte sich kühl an meinen nackten Füßen an. Ich bewegte meine Zehen, schloss noch für ein paar Sekunden die Augen und genoss die Morgensonne. Hochmotiviert begann ich mein Tageswerk.
Schnell bildeten sich drei Haufen auf der Wiese: einer mit Materialien, die ich selbst noch verwenden wollte, einer für Zeki und einer, den ich noch irgendwie entsorgen müsste. Ich sortierte Bretter, Steine und allerlei Kleinkram, während Fridolin mir aus seinem Netz zusah. Bald war der Haufen für Zeki ordentlich groß, und ich packte alles in meinen Rucksack. Kurz bevor ich meine Lichtung verließ, bemerkte ich, dass ich noch keine Schuhe anhatte. Also zog ich diese noch schnell an und machte mich auf den Weg zu Zeki.
Bei Zeki angekommen, begann das harte Feilschen. Ich bot ihm Blumensamen, einige Erze, eine Katzenfigur aus Ton und einige andere Dinge an. Es wurde knallhart verhandelt, und am Ende waren wir beide mehr oder weniger zufrieden. Mit einem Sack voll Gold ging ich schnell zu Jel, um ein Arbeitsoutfit in Auftrag zu geben. Auf dem Weg dorthin traf ich Eshe, die in ihrer Funktion als Bürgermeistergemahlin und heimliche Leiterin des Dorfes mir die Aufgabe gab, mir einen "Shepp" zu suchen. Das scheint so etwas wie ein Mentor, Bürge oder Pate zu sein. Dabei starrte Eshe immer wieder auf meine Schuhe. Bis ich selbst an mir herunter sah: am linken Fuß prangte ein fliederfarbener Schuh, passend zu meinem Kleid, am rechten Fuß allerdings eine gelbe Sandale. Ich lief rot an und kam ins Stottern. Mich schnell verabschiedend, lief ich Richtung Jel, verfolgt von Eshes taxierenden Blicken.
Jels Atelier war wundervoll. Überall gab es riesige Rollen mit tollen Stoffen. Direkt am Eingang standen drei Puppen mit den neuesten Kleidern aus Jels Kollektionen. Schnell erklärte ich Jel, was ich benötigte. Dieser wollte Maß nehmen und auch ihm fielen die Schuhe auf. Im Gegensatz zu Eshe fand er dies aber sehr inspirierend. Er drapierte Stoff um mich, schnitt hier, befestigte da und steckte Nadeln. Ich konnte mich in immer neuen Stoffen in den Spiegeln betrachten. Jel fragte immer wieder, wie es mir gefiel, bevor ich allerdings antworten konnte, sagte Jel: "Nein, nein, nein, das passt nicht," und so ging es zwei Stunden lang, bis er sagte: "Ja... genau, das steht dir." Ich nickte nur, bezahlte und Jel sagte mir noch, dass er nur zwei Tage brauchen würde und es von Auni liefern lassen würde.
Am Abend, wieder zuhause, setzte ich mich vor mein Zelt, wie fast jeden Abend, und teilte mir mit Fridolin meine gegrillten Karotten. Ich erzählte ihm noch von meiner Ankunft hier in Palia. Ob Fridolin jemals im Kochtopf landet, na wer weiß.
Bis bald,
Nahrle
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Wieder sehr schön
Ich hoffe nicht das Fridolin noch im Kochtopf landet, ich mag ihn :D. -
Mal wieder ein wundervoller Brief
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Das war wieder einmal mehr zum einen Teil musste ich schmunzeln wegen Eshe und zum anderen Teil ging mir das Herz ♥ auf als ich das von Fridolin lass.
Super toll mach weiter mit Deiner Geschichte.
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Man kennt es ja eigentlich anders herum, wenn aus Büchern Filme entstehen und die Worte Gestalt annehmen.. hier ist es einfach faszinierend, wie man Bilder mit deinen Worten verknüpft und genau weiß welchen Ort oder Gegenstand du beschreibst und Palia lebendig wird..
Wunderschön..❤️
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Ich liebe es
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Wieder super geschrieben, man kann den nächsten Brief kaum erwarten. Ich hoffe auf eine Never ending Story
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Lieber Unbekannter,
heute Morgen bin ich von einem ungewöhnlichen Geräusch geweckt worden. Noch halb im Schlaf setzte ich mich kerzengerade auf meinem Fell auf. War das ein Hämmern? Mein Herz schlug schneller, während ich versuchte, die Quelle des Lärms zu lokalisieren. Doch alles, was ich hören konnte, waren die Grillen und die Vögel, die ihr morgentliches Konzert gaben. Einige Sonnenstrahlen bahnten sich den Weg durch den Spalt am Zelteingang und blendeten mich leicht. Genervt ließ ich mich zurück auf das Fell fallen, nur um kurz darauf wieder das Hämmern über die Lichtung schallen zu hören. Sofort sprang ich auf, streifte mir mein Kleid über und steckte meinen Kopf, auf dem meine ungekämmten Haare in alle Richtungen standen, durch den Zelteingang.
Das blendende Sonnenlicht zwang mich zu blinzeln, aber durch meine zu Schlitzen verengten Augen konnte ich an dem Eingang zur Lichtung erkennen, dass dort jemand war und an etwas herumfummelte. Mit einem schnellen Ruck riss ich die Zeltplane zur Seite und rief laut: „Hey da, was machen Sie da?“
Die Person drehte sich um und zu meiner Überraschung erkannte ich Auni, den Sohn von Bauer Badruu. „Oh, hallo Nahrle, ich wollte dich nicht wecken“, sagte er entschuldigend. Verwundert musterte ich ihn. „Auni? Was machst du da?“ fragte ich, als ich bei ihm ankam.
Neben Auni lag ein großer Rucksack und davor stand ein runder Holzpfosten, den Auni scheinbar gerade mit dem großen Hammer in seinen Händen in den Boden getrieben hatte. Auni grinste und zeigte auf seinen Rucksack. „Da ich hier für die Post und Botengänge zuständig bin, habe ich dir einen Postkasten gebaut. Du hattest keinen und da dachte ich, du würdest dich freuen.“
Sein Gesicht strahlte vor Erwartung, und ich konnte das Hoffen in seinen Augen sehen. „Natürlich“, antwortete ich lächelnd. Seine Freude war ansteckend.
„Auch wenn du etwas zu verkaufen hast, kannst du es in den Kasten legen“, erklärte er weiter, „und ich hole es dann ab und bringe es nach Zeki zum Verkaufen. Natürlich bringe ich dir bei meiner nächsten Runde das Geld vorbei.“
„Oh, okay“, erwiderte ich, immer noch etwas benommen von dieser unerwarteten Geste.
„Ich bin immer so um 6 Uhr morgens und 6 Uhr abends bei dir, bevor ich nach Hodari weiterlaufe und abends halt, nachdem ich bei Hodari war. Ich hoffe, das passt dir.“ Wieder dieses fragende Gesicht von Auni, das mir zeigte, wie sehr er sich um die Details sorgte.
„Äh, ja klar, danke Auni, das finde ich wirklich toll. Kann ich dir helfen?“ fragte ich, nun vollständig wach und neugierig, was er noch vorhatte. Doch er lehnte dankend ab, hob einen selbstgebauten Postkasten aus dem Rucksack und setzte ihn auf den Pfosten.
„Schau, ich habe sogar deinen Namen eingeschnitzt“, sagte er stolz und zeigte auf den Kasten.
„Oh, danke“, sagte ich, während ich auf die Buchstaben „Nhahare“ schaute. Ich musste über die kleine Unachtsamkeit schmunzeln. „Okay, wenn ich dir nicht helfen kann, dann werde ich mal meine Tasche packen und zum Drachenschrein ziehen. Chayenne möchte mich dort treffen.“ Chayenne ist der Priester des Dorfes Kilima.
Auni lachte. „Okay, aber vielleicht solltest du...“ Er zeigte auf meine Haare, die in alle Richtungen abstanden.
„Oh mein Drache!“ rief ich und rannte zurück zu meinem Zelt. Nachdem ich mich angezogen und meinen Rucksack gepackt hatte, verabschiedete ich mich noch schnell von Fridolin, meinem treuen Begleiter, und machte mich auf den Weg.
Der Morgen war kühl und erfrischend, als ich den Weg zum Dorf hinunter und über die weiten Felder vor dem Dorf nahm. Ich genoss die frische Luft, lauschte den Geräuschen der Natur und beobachtete die Chappaas und Schmetterlinge, die in der frühen Sonne tanzten. Die Geräusche der Windmühlen, das Summen der Insekten und das entfernte Blöken der Schafe vermischten sich zu einer harmonischen Melodie, die mich beruhigte und meinen Geist klärte.
Gegen Mittag erreichte ich den Fluss, der vor einer Hügelkette floss und hinter der sich das kleine Tal des Drachenschreins befand. Das kühle, plätschernde Wasser des Flusses lud mich ein, meine Füße zu kühlen. Kleine Fische schwammen um meine Knöchel und das Wasser fühlte sich erfrischend und belebend an. Ich genoss diesen Moment der Ruhe und Verbundenheit mit der Natur.
Nachdem ich die Brücke überquert hatte, führte der Weg durch eine kleine Klamm zwischen der Bergkette direkt in das Tal des Drachenschreins. Die Atmosphäre änderte sich sofort. Viele Bäume, blühende Wiesen, einige Pavillons und unzählige Schmetterlinge säumten den Weg. Es fühlte sich an, als wäre ich in eine andere Welt eingetreten, eine Welt voller Magie und Frieden.
Nach kurzer Zeit erkannte ich eine riesige Treppe, die links vom Weg nach oben führte. An deren Ende sah ich ein großes Bauwerk, eine Art halbrundes Dach, getragen von vielen Säulen. Die Treppen waren steil und der Aufstieg mühsam, aber ich wusste, dass es sich lohnen würde.
Oben angekommen, auf einem großen Platz, traf ich Chayenne. Die Hälfte des Platzes unter dem Pavillon war eine Art künstlicher Teich. Auch ein Teleskop, das in Richtung der Sonne zeigte, war zu erkennen. Es war ein magischer Anblick.
Chayenne begrüßte mich anmutig mit ausgestreckten Armen. „Willkommen, Nahrle. Es freut mich, dass du meine Einladung angenommen hast“, sagte er mit einem warmen Lächeln.
„Danke, Chayenne. Es ist wirklich wunderschön hier“, antwortete ich, während ich mich umblickte.
„Es lohnt sich, den Drachen zu ehren“, erklärte er. „Das würden auch die anderen Dorfbewohner merken. Es ist magisch. Der Glaube kann heilsam sein und dir helfen, schneller zu lernen und zu verstehen.“
Er erklärte mir, wie das geht: niederknien, die Augen schließen, die Arme ausbreiten und dem Drachen danken. Anfangs fühlte ich mich etwas unbeholfen, aber ich folgte seinen Anweisungen. Tatsächlich, nach einiger Zeit des Meditierens und Dankens, schien eine Art silberner Schimmer um mich zu schweben, welcher langsam aus dem Boden rund um mich herum in den Himmel aufstieg. Dort, wo der Schimmer meine Haut berührte, war er angenehm kühl. Ich fühlte eine tiefe Ruhe und Verbundenheit, fast so, als würde ich ...
Nach der Zeremonie lächelte Chayenne mich freundlich an. „Ich wusste, dass du empfänglich für den Drachen bist“, sagte er.
Ich nickte. „Es war... unglaublich. Ich habe mich noch nie so... verbunden gefühlt.“
Chayenne setzte sich neben mich und fragte: „Was hast du gefühlt?“
„Es war, als ob ich ein Teil von etwas Größerem wäre“, antwortete ich nachdenklich. „Eine tiefe Ruhe und gleichzeitig eine Art von Aufregung. Ich kann es kaum in Worte fassen.“
„Das ist der Weg des Glaubens“, erklärte Chayenne. „Er kann dir helfen, deine Fähigkeiten zu entwickeln und dein Verständnis zu vertiefen. Du bist jetzt ein Stück näher an deinem wahren Selbst.“
Unsere Unterhaltung vertiefte sich, und ich fühlte mich zunehmend willkommen und vertraut mit Chayenne. Schließlich begleiteten wir uns gegenseitig zurück. Chayenne begleitete mich bis zur Abzweigung, wo es zu meiner Lichtung ging.
„Danke, Chayenne“, sagte ich zum Abschied. „Ich werde das nie vergessen.“
„Es war mir eine Ehre“, antwortete er und verbeugte sich leicht.
Spätabends kam ich an meinem Postkasten vorbei. Ich öffnete ihn und viele, viele Briefe fielen vor mir auf den Boden. Erstaunt sammelte ich alle auf und begab mich auf meine Couch, zündete eine Kerze an und schaute alle Briefe durch. Scheinbar hatte mir jeder aus dem Dorf geschrieben. Auch Roran hatte mir geschrieben, und jemand namens Marnok. Er scheint der Oberste einer menschlichen Gemeinschaft zu sein, von der Roran erzählt hatte. In allen stand mehr oder weniger das Gleiche: Jeder lud mich zu sich...
Mit feuchten Augen und überwältigt von den vielen Einladungen, nahm ich mir vor, morgen alle Briefe zu beantworten und jede Einladung anzunehmen. Zu Fridolin gewandt, sagte ich: „Siehst du, wir sind nicht alleine hier.“ Ich kniete mich zu ihm herunter, befreite ihn aus seinem Netz und gab ihm etwas von den Morcheln, die ich auf dem Weg gefunden hatte. „Du kannst gehen, ich würde es nicht über das Herz bringen, dich auszunehmen.“
Wieder stoppte Fridolin bei meinen Worten mit seinen Kaubewegungen. „Manchmal glaube ich, du verstehst mich“, sagte ich und legte den Kopf schief. „Aber nun geh, such dir einen Fluss oder einen Teich... du bist frei.“
Fridolin zögerte einen Moment, dann krabbelte er langsam davon. Irgendwie befreit, ausgeglichen und behütet, zog ich mich eine alte Decke bis zur Nase und schlief auf meinem Fell ein.
In meditativer Verbundenheit
Nahrle
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Mal wieder wundervoll geschrieben. Man taucht richtig in dein brief ein und erlebt deinen brief selbst =)
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Wunderschön und das Du Fridolin frei gelassen hast ist auch sehr schön obwohl ich hoffte er würde bei Dir bleiben.
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Sooo schön..und traurig aber am Ende gibt's doch immer ein Happy End, vielleicht kommt Fridolin wieder..😍😅
Habe mich daran erinnert als ich das erste Mal zum Drachenschrein kam..Danke..🥰 Aber Schafe konnte ich bisher noch keine hören....oder?🤔
Danke für deine tollen Geschichten/Briefe..❤️
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Liebster Freund,
heute Morgen wurde ich von den ersten Sonnenstrahlen geweckt, die sanft durch den Spalt meines Zeltes fielen. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht, als ich mich an den Postkasten erinnerte, den Auni gestern aufgestellt hatte. Nachdem ich mich angezogen und eine kleine Mahlzeit zu mir genommen hatte, setzte ich mich an den Tisch und begann, die Briefe zu öffnen.
Der erste Brief, den ich öffnete, war von Roran. Seine Worte haben mich tief berührt, und ich musste einige Tränen verdrücken. Es war, als ob er hier bei mir wäre. Seine Einladung, ihn zu besuchen, nehme ich von Herzen gerne an. Ich freue mich sehr darauf, ihn wiederzusehen und all die Geschichten zu hören, die er zu erzählen hat. Ich kann kaum in Worte fassen, wie dankbar ich für seine Unterstützung bin.
Der nächste Brief war von Marnok. Er schrieb mir von der Gemeinschaft der Menschen, von der Roran mir erzählt hatte. Seine Einladung, die Gemeinschaft zu besuchen und vielleicht sogar einige Tage bei ihnen zu verbringen, ist äußerst verlockend. Ich freue mich darauf, sie kennenzulernen und mehr über ihre Lebensweise zu erfahren. Seine Worte gaben mir das Gefühl, dass ich wirklich willkommen bin.
Während ich die Briefe las und meine Antworten schrieb, bemerkte ich, dass Fridolin wieder zurückgekehrt war. Zu meiner Überraschung hatte er eine kleine Muschelschale in seinen Scheren und legte sie vor meine Füße. „Was hast du denn da, mein kleiner Freund?“ fragte ich, während ich mich zu ihm herunterbeugte und die Muschelschale aufhob.
„Du hast mir diese Muschel gebracht? Ist das ein Geschenk?“ Fridolin schaute mich mit seinen kleinen, schwarzen Augen an, und ich konnte ein leichtes Kribbeln spüren, als ob er meine Frage verstanden hätte. „Danke, Fridolin. Du bist wirklich ein besonderer Freund.“ Ich tätschelte ihn leicht auf den Panzer und er zuckte zufrieden mit den Scheren.
Dann öffnete ich den nächsten Brief, der von Nayumi war. Sie lud mich ein, sie zu besuchen und gemeinsam einen Gleiter zu bauen, der mir helfen würde, die Höhen in Kilima und Bahari leichter zu überwinden. Sie hatte sogar eine Einkaufsliste beigelegt mit den Materialien, die wir benötigen würden. Ihre Worte strahlten eine solche Begeisterung aus, dass ich mich sofort auf das Projekt freute.
Nachdem ich alle Antworten geschrieben und die Briefe sorgfältig im Postkasten verstaut hatte, begann ich, meine Lichtung aufzuräumen und die Materialien für den Gleiter zusammenzupacken. Fridolin beobachtete mich interessiert und half sogar, indem er kleine Äste und Blätter zur Seite schob. „Weißt du, Fridolin,“ sagte ich, „manchmal glaube ich, du verstehst mich wirklich. Du bist immer da, wenn ich dich brauche.“
Mit meinem Rucksack voller Materialien und Fridolin, der mich wie immer begleitete, machte ich mich auf den Weg nach Bahari, diesmal in Richtung Süden. Der Wald um mich herum war dicht und lebendig, die Bäume rauschten sanft im Wind, und das Zwitschern der Vögel begleitete meinen Weg. Die Luft war klar und kühl, und ich fühlte mich erfrischt und voller Energie.
Nach einigen Stunden erreichte ich die überflutete Festung. Die zerbrochenen Aquädukte und die weißen Ruinen gaben der Gegend ein mystisches Aussehen. Ich ging einen kleinen Hang hinunter in die Festungsebene und machte mich auf den Weg zu den Pavel-Minen. Die engen, feuchten Gänge der Minen waren düster, aber faszinierend. Ein unterirdischer See, der voller Fische zu sein schien, glitzerte im schwachen Licht. Nahebei entdeckte ich eine hölzerne Treppe, die Hodari wohl gebaut hatte. Nayumi hatte sie in ihrem Brief erwähnt.
Es dauerte etwa eine Stunde, bis ich durch die Minen gelangte. Als ich endlich wieder ins Freie trat, blendete mich das grelle Sonnenlicht. Die Landschaft hatte sich verändert, rechts und links schoben sich hohe Felswände in die Höhe, die eine enge Klamm bildeten. Ich folgte dem Pfad, bis sich die Felsen vor mir öffneten und ein kleines Tal mit einem Fluss und einer großen Ebene vor mir lag. In der Ferne konnte ich das Haus von Nayumi und Hodari sehen.
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Nayumi begrüßte mich schüchtern, aber herzlich. Sie führte mich in ihre kleine Werkstatt. Nayumi war ein schüchternes Majiri-Kind mit kurzen, rötlich-orangenen Haaren, die in den Spitzen in ein warmes Lila übergingen. Eine einzelne, schulterlange Strähne, gebunden mit einem leuchtend blauen Haargummi, hing vor ihrem rechten Ohr. Ihr Gesicht war leicht mit Sommersprossen bedeckt, und ein kleiner, weißer Verband bedeckte eine Wunde auf ihrer rechten Wange. Ihre hellbraunen Augen, das rechte Auge teilweise von ihrem Pony verdeckt, wurden von den großen, runden Schutzbrillen überschattet, die sie auf dem Kopf trug. Sie trug eine langärmelige, beige Tunika mit einem hochgeschlossenen, roten Kragen, der an der Schulter zugeknöpft und an der Taille mit einem Ledergürtel zusammengehalten war. Ihre rechte Hand war in Leder gehüllt, während die linke Hand nackt war. Ihre abgenutzten und geflickten grünen Arbeitshosen waren auf der linken Seite knapp oberhalb des Knies abgeschnitten, wo ihre Prothese begann. Die Prothese hatte ein einfaches Kniegelenk, das an beiden Seiten rot glühte, als ob es eine Art Energiequelle besaß. Oberhalb ihres linken Stiefels befand sich eine Metallmanschette mit vertikalen, leuchtend roten Linien.
All ihre Kleidung sah aus, als wäre sie oft geflickt und repariert worden, zusammengehalten von verschiedenen Bändern und Klebeband. Verschiedene Werkzeuge und Materialien ragten aus der überfüllten, braunen Ledertasche, die sie über ihrer Schulter trug.
In der Werkstatt erklärte Nayumi mir geduldig, wie wir den Gleiter bauen würden. Während wir hämmerten, schnitten und sägten, versuchte ich so gut wie möglich zu helfen. Fridolin schaute uns interessiert zu, seine Scheren gelegentlich neugierig bewegend.
Nachdem der Gleiter fertiggestellt war, begann ich mit den ersten Flugversuchen. Anfangs waren diese von kleinen Erfolgen und Misserfolgen geprägt. Ich übte, vom Boden abzuheben und kurze Strecken zu fliegen. Nayumi stand stets an meiner Seite, gab mir Tipps und ermutigte mich.
Schließlich fühlte ich mich mutig genug, von einer höheren Klippe abzuspringen. Mit klopfendem Herzen stieg ich auf die Klippe und breitete die Flügel des Gleiters aus. „Das schaffst du, Nahrle“, murmelte ich mir selbst zu und sprang ab. Doch kaum war ich in der Luft, geriet der Gleiter außer Kontrolle. Ich segelte direkt auf einen Baum zu und konnte nicht mehr ausweichen. Mit einem lauten Rascheln krachte ich durch das Geäst einer großen Tanne. Als ich auf der anderen Seite wieder hinauskam, war ich über und über mit Nadeln, Ästen und Laub bedeckt. Fridolin, der aus meiner Tasche gefallen war, hielt sich nur noch mit einer Schere an meinem Rockzipfel fest. Trotz der misslichen Lage war sein Gesichtsausdruck gelassen wie immer, und seine Kauwerkzeuge bearbeiteten einen kleinen Tannenzapfen, den er sich im Vorbeiflug geschnappt hatte.
Mich fest an den Gleiter krallend, versuchte ich, nach oben zu schauen, um zu sehen, ob der Gleiter Schaden genommen hatte. Doch er schien in Ordnung zu sein. Zu meinem Erstaunen entdeckte ich jedoch einen Mujin, der oben auf dem Gleiter saß und mich fragend ansah, als könnte er nicht verstehen, was gerade passiert war. Offensichtlich hatte er nur ein Nickerchen im Baum machen wollen.
Genervt von meiner Flugkunst steuerte ich den Gleiter auf die nächste Lichtung. Dort packte ich Fridolin in die Tasche und versuchte, den Mujin, der sich immer noch am Gleiter festkrallte, herunterzubekommen. Nach einem zähen Ringen hüpfte er schließlich in meine Arme und weigerte sich, loszulassen. Resigniert trat ich den Rückzug zu meiner Lichtung an, den lädierten Gleiter hinter mir herschleifend, den Mujin halb im Arm und halb auf der Schulter und übersät mit Tannennadeln.
Der Rückweg war lang und anstrengend. Die Dunkelheit begann einzubrechen, und die Geräusche der Nacht erfüllten die Luft. Die Eulen riefen, und das Rascheln der Blätter im Wind klang wie ein beruhigendes Flüstern. Der Weg durch die Wälder war jetzt viel unheimlicher. Die Schatten der Bäume schienen sich zu bewegen, und ich spürte die kühle, feuchte Luft auf meiner Haut. Hin und wieder hörte ich das Knacken von Zweigen unter meinen Füßen und das entfernte Heulen eines Mujin. Das Haus von Nayumi und Hodaari konnte ich auf der anderen Seite des See´s erkennen. Es sah wundervoll aus, wie sich das Licht aus den Fenstern im See spiegelten.
Ich folgte der Holztreppe, die Hodari gebaut hatte, und kletterte vorsichtig die Stufen hinunter. Nach der Treppe führte mein Weg durch die engen, feuchten Gänge der Pavel-Minen. Das Licht meiner Laterne warf flackernde Schatten an die Wände, und der Geruch von feuchtem Gestein und Moos erfüllte die Luft. In der Nähe des Sees hielt ich kurz inne, um die Vielzahl der Fische zu beobachten, die im silbernen Licht des Mondes schwammen. Die Stille des Wassers und das leise Plätschern der Tropfen, die von der Decke der Mine fielen, hatten etwas Beruhigendes. Es war eine Erleichterung, wieder frische Luft zu spüren, als ich die Mine verließ. Doch die Dunkelheit draußen war noch tiefer, und die Felswände links und rechts schienen sich bedrohlich über mir zu erheben.
Als ich durch die überflutete Festung ging, spiegelte sich das Mondlicht auf dem Wasser und warf silberne Reflexionen auf die zerbrochenen Aquädukte und weißen Ruinen. Der Anblick hatte etwas Magisches und Unheimliches zugleich. Ich bewegte mich vorsichtig, um nicht auszurutschen oder zu stolpern. Die Festung, die tagsüber verlassen und ruhig wirkte, war jetzt ein Ort voller Geheimnisse und verborgener Geschichten.
Der Rückweg von Nayumis Haus zu meiner Lichtung schien noch länger und anstrengender. Die Dunkelheit war nun vollständig hereingebrochen, und die Geräusche der Nacht wurden intensiver. Das Zirpen der Grillen und das gelegentliche Rascheln im Unterholz begleiteten mich auf meinem Weg. Ich fühlte mich wie in einer anderen Welt, weit entfernt von der Hektik und den Sorgen des Alltags.
Als ich endlich an meiner Lichtung ankam, war ich erschöpft. Fridolin krabbelte direkt wieder in seinen Tümpel, immer noch einen Teil des Tannenzapfens in einer Schere haltend. Der Mujin hingegen ließ sich nicht von seinem Platz in meinem Arm vertreiben. Mit einem dummen Gesichtsausdruck, irgendwo zwischen fragend und verängstigt, schaute er mich an.
Erschöpft ließ ich mich mit dem Mujin aufs Bett fallen und dachte lachend: „Jetzt habe ich wohl noch ein Haustier gefunden.“ Erschöpft schliefen wir ein, die Erlebnisse des Tages in unseren Träumen noch einmal durchlebend.
Von außen betrachtet, lag die Lichtung friedlich im sanften Schein des Mondes. Im Zelt war es still, und nur das leise Plätschern des Tümpels und das Rascheln der Blätter im Wind waren zu hören. Die Sterne funkelten am Himmel, und die Nacht hüllte die Lichtung in eine beruhigende Dunkelheit. Inmitten dieser Idylle lagen Nahrle, der Mujin und Fridolin, vereint in einem Moment der Ruhe und Geborgenheit. Die Lichtung war ein Ort der Zuflucht und des Friedens, ein kleiner Fleck in der weiten Welt, wo Träume und Wirklichkeit miteinander verschmolzen.
Mit fliegerischen Grüßen
Nahrle
Vielen Lieben Dank an Dragonwitch für das super tolle Bild von Nahrle, Fridolin und dem Mujin. Du hast die Drei so gut getroffen.
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Ist wieder sehr schön geworden. Die Familie wächst und das Bild habe ich sehr gerne gemacht c:
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Eine süße Geschichte. Schön, dass Nahrle jetzt noch ein Haustier hat. Das Bild ist wirklich super gelungen und erzählt eindrucksvoll für sich einen Teil der Geschichte.
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Eine tolle Geschichte, ich liebe es....
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Mal wieder eine tolle geschichte
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Liebe Nahrle,
ich musste ob des kleinen Zwischenfalles mit dem Gleiter und dem gleichmütigen kauen unseres Fridolins an seinem Zapfen lachen. Noch immer habe ich ein kleines Lächeln im Gesicht.
Deine Geschichte ist herrlich herzlich und friedlich schön. Deine kurzweiligen Erzählungen genieße ich immer sehr. Dragonwitch bringt mit diesem super Bild noch eine besondere Note in Deinen Erfahrungsbericht. Ihr Beide seid echt richtig toll. Ein herzliches Dankeschön an Euch beide.
Ganz liebe Grüße und schon gespannt auf Deine weiteren Erlebnisse
Dein Mirmilein
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Lieber Unbekannter,
Als ich am nächsten Morgen erwachte, lag der Mujin direkt neben mir, während Fridolin sich ebenfalls gemütlich an mich schmiegte. Ich war noch im Halbschlaf, als plötzlich ein Schatten auf mein Gesicht fiel. Als ich die Augen öffnete, stand Auni am Zelteingang und sah mich verwundert an.
„Warst du jagen?“, fragte er, während er auf den Mujin deutete.
Ich blinzelte ihn verschlafen an, bevor mir seine Worte überhaupt bewusst wurden. „Was?“
„Der Mujin“, erklärte Auni geduldig. „Wenn du möchtest, kannst du zu Hassian gehen. Er könnte dir beibringen, wie man richtig jagt. Aber lebend sind die Tiere schwer zu häuten.“ Er grinste, als ob er einen Scherz gemacht hätte.
In diesem Moment schreckte der Mujin hoch, sprang auf meinen Schoß und drückte sich ängstlich an mich. Mir stockte der Atem.
„Verstehen die Tiere hier unsere Sprache?“, fragte ich schließlich, immer noch leicht benommen.
Auni hob eine Augenbraue. „Warum fragst du?“
„Ach, nur so“, murmelte ich und strich dem Mujin beruhigend über den Kopf. „Er bleibt bei mir und wird hier weiterleben.“
Auni schüttelte leicht den Kopf. „Menschen sind manchmal wirklich merkwürdig. Was soll man denn mit einem lebenden Mujin?“
Zu müde, um eine Diskussion zu beginnen, fragte ich ihn: „Was wolltest du eigentlich? Du bist doch nicht wegen meiner Tiere hier, oder?“
„Ach ja, richtig!“, rief Auni aus, als wäre ihm gerade etwas eingefallen, und holte ein braunes Paket hervor. „Das soll ich dir von Jel bringen.“
Meine Augen leuchteten auf. „Oh, mein Arbeitsanzug!“
„Ja, und ich soll Jel berichten, wie er dir steht und wie er dir gefällt“, fügte Auni hinzu.
„Na dann werde ich ihn gleich anprobieren“, sagte ich, doch Auni stand immer noch da und schaute mich an.
„Ich werde ihn jetzt anprobieren“, wiederholte ich und blickte ihn an.
Auni sah mich verständnislos an. „Ja, und?“
„Hättest du die Güte, solange mein Zelt zu verlassen?“, fragte ich, leicht genervt.
Er zuckte zusammen, als hätte er gerade erst begriffen, worum es ging. „Oh, tut mir leid!“, murmelte er und hob beschwichtigend die Hände, bevor er das Zelt verließ.
Ich zog mich um und betrachtete meinen neuen Anzug im Zelt: eine robuste braune Latzhose mit vielen Taschen und Schlaufen, dazu ein grob kariertes Baumwollhemd in Gelb und Braun sowie ein passendes Tuch in Blau und Braun, das ich mir um den Hals band. Meine gefischten Stiefel rundeten das Outfit ab. Dann trat ich aus dem Zelt.
„Und?“, fragte ich Auni und drehte mich langsam.
Er musterte mich kritisch. „Hm, okay... aber warum sind Jel und du jetzt begeistert? Es ist einfach Arbeitskleidung.“
Enttäuscht ließ ich die Arme hängen. „Kannst du bitte Jel sagen, dass es wirklich super schön ist und deine Kommentare weglassen?“
„Ja, ja“, murmelte er und zuckte mit den Schultern, bevor er davontrödelte.
Ich seufzte und drehte mich zu Fridolin und dem Mujin um, die mich erwartungsvoll ansahen. „Na gut, lasst uns frühstücken. Ab heute sind wir wohl zu dritt.“
Für jedes meiner beiden tierischen Freunde bereitete ich etwas zu essen zu. Fridolin bekam frische Wasserpflanzen, während ich dem Mujin einige Beeren und Nüsse anbot. Während wir aßen, erzählte ich dem Mujin, dass ich keine klare Erinnerung an meine Vergangenheit habe, nur verschwommene Bilder und Gefühle. Ich weiß nicht, woher ich komme oder wie ich genau hierher gelangt bin. Es ist, als hätte mein Leben erst begonnen, als ich in dieser fremden und doch faszinierenden Welt aufgetaucht bin. Alles, was davor war, ist wie ein Traum, den ich nicht mehr greifen kann. Der Mujin kaute aufmerksam auf seinem Essen herum und Fridolin verfolgte meine Worte, als ob er jedes Detail aufnahm.
Als wir fertig waren, machte ich mich an die Arbeit. Ich wollte endlich mein Bett fertigstellen und sowohl dem Mujin als auch Fridolin einen Platz schaffen. Während ich mit Sägen, Hämmern und Schleifen beschäftigt war, flogen Holzspäne durch die Luft, und ich stolperte ein paar Mal über meine eigenen Füße, was zu einigen lauten Lachern meinerseits führte. Schließlich war nicht nur mein Bett fertig, sondern auch ein kleiner Korb für den Mujin und ein offenes Terrarium für Fridolin, aus dem er nach Belieben rein- und rauskrabbeln konnte.
Nach dem Mittagessen sagte ich den beiden, dass ich nun Marnok und die Gemeinschaft besuchen müsste. Etwas aufgeregt und nachdenklich machte ich mich auf den Weg. Der Gemeinschaftsplatz war bereits aus der Ferne zu hören, das Lachen und Singen drang durch die Bäume. Als ich näher kam, wurde das Bild klarer: Eine Gruppe von etwa 60 Personen tummelte sich auf dem Platz, alle in festlicher Stimmung.
In der Mitte des Platzes stand ein großes Haus, vor dem eine lange Tafel aufgestellt war. Links und rechts davon ragten zwei große, runde Pavillons in die Höhe, aus denen köstliche Düfte strömten. Fleisch wurde über offenen Flammen gebraten, frisches Brot dampfte aus Körben, und überall waren bunte Blumen zu sehen, die dem Fest eine lebendige, fröhliche Atmosphäre verliehen. Überall herrschte ein fröhliches Treiben: Kinder liefen lachend umher, Erwachsene unterhielten sich angeregt, und eine kleine Gruppe spielte Musik auf Gitarren, Trommeln und Flöten. Die Melodien waren beschwingt und luden zum Tanzen ein, während das Lachen und die Gespräche der Menschen die Luft erfüllten.
Ich fühlte mich ein wenig überfordert von all dem Trubel, aber auch willkommen. Die Herzlichkeit der Gemeinschaft war spürbar in jeder Ecke des Platzes. Roran entdeckte mich zuerst und kam auf mich zu, ein breites Lächeln auf dem Gesicht. „Da bist du ja!“, rief er, als er mich an der Hand nahm und zur Tafel führte. „Wir haben schon auf dich gewartet.“
Die lange Tafel war mit allerhand Köstlichkeiten gedeckt. Da waren saftige Früchte, würzige Eintöpfe, knuspriges Brot und duftende Kräuter. Das Geschirr glänzte im Licht der untergehenden Sonne, und jeder schien in ausgelassener Stimmung zu sein. Marnok, der am Kopfende der Tafel saß, erhob sich, als ich mich näherte. „Nahrle, willkommen in unserer Gemeinschaft!“, rief er mit kräftiger Stimme, die über den Platz hallte.
Alle Augen richteten sich auf mich, und ich spürte, wie ich rot wurde. „Vielen Dank“, murmelte ich und verbeugte mich leicht.
Marnok führte mich durch die Reihen, stellte mich den verschiedenen Personen vor, und überall wurde ich mit offenen Armen empfangen. Jeder hatte eine Geschichte zu erzählen oder eine Anekdote zu teilen, und ich fühlte mich schnell als Teil der Gemeinschaft. Es war, als wäre ich schon immer hier gewesen.
Die Musik wurde lauter, und bald fanden sich Paare auf der Tanzfläche zusammen. Roran, der mich offenbar nicht so leicht entkommen lassen wollte, zog mich mitten ins Getümmel. „Komm schon, Nahrle! Zeit, ein bisschen Spaß zu haben!“, rief er lachend und drehte mich im Kreis. Anfangs war ich unbeholfen, meine Schritte waren unsicher, und ich trat ihm mehrmals auf die Füße. Aber seine gute Laune und die Leichtigkeit der anderen steckten an, und bald fand ich meinen Rhythmus.
Das Fest dauerte bis spät in die Nacht. Es wurde gelacht, gesungen und getanzt, und ich fühlte mich, als würde ich in eine andere Welt eintauchen. Eine Welt voller Freude und Gemeinschaft, in der jeder willkommen war. Als die Feier schließlich zu Ende ging, war ich erschöpft, aber glücklich.
Auf dem Heimweg dachte ich noch an den Tag und all die neuen Gesichter, die ich kennengelernt hatte. Die Sterne funkelten am Himmel, und eine kühle Brise wehte durch die Bäume. Als ich endlich zu meiner Lichtung zurückkehrte, war es tief in der Nacht. Fridolin und der Mujin erwarteten mich bereits, und ich hatte noch ein paar Reste von dem Festessen für sie mitgebracht. Fridolin machte sich gierig über die saftigen Blätter her, während der Mujin vorsichtig an den Beeren knabberte, die ich für ihn aufgehoben hatte.
Während ich die beiden beobachtete, dachte ich: „Der Mujin braucht doch auch einen Namen.“ Vielleicht sollte ich mal in der Gemeinschaft nachfragen, was sie meinen.
Leise summend und immer noch ein wenig in Gedanken legte ich mich schließlich schlafen. Fridolin kuschelte sich in sein Terrarium, der Mujin rollte sich in seinem Korb zusammen, und ich zog mich in mein neues Bett zurück. Die Nacht legte sich sanft über die Lichtung, und die Geräusche des Waldes wurden zu einem beruhigenden Wiegenlied. Draußen flüsterte der Wind durch die Blätter, und die Sterne leuchteten wie kleine Lichter in der Dunkelheit. Zusammen schliefen wir ein, eingehüllt in das Gefühl von Sicherheit und Frieden.
Mit tänzelnder Stimmung
Nahrle -
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